Was ist Zen ?
Zen und Gewaltfreie Kommunikation (Fortsetzung)
Der Rahmen, in dem jeder GFK-Prozess stattfindet, wird gekennzeichnet von dem Wunsch den anderen
zu verstehen, vom anderen verstanden zu werden und eine wertschätzende Verbindung aufzubauen,
die gemeinsames, kooperatives Handeln zum Vorteil aller Beteiligten ermöglicht.
Erfahrene GFK Praktizierende betonen immer wieder, dass der größte Teil ihrer GFK Praxis (bis zu 80%)
darin besteht in wohlwollender und klärender Selbstempathie herauszufinden, was ihnen selbst wichtig
ist und wie sie das so kommunizieren können, dass sie vom anderen verstanden werden und den
anderen verstehen. Um diese Achtsamkeit einzuüben ist Zen der beste Weg, den ich kenne. Dass
Selbstempathie nicht zum Kreisen ums eigene Ego wird, sondern dazu dient Kommunikationsprozesse
zum beiderseitigen Vorteil zu gestalten, ist dabei eine wichtige Voraussetzung in der Haltung.
In beruflichen und privaten Kommunikationsprozessen erlebe ich immer wieder, wie schwierig es für
mich und andere ist, authentisch und unmissverständlich dem anderen mitzuteilen wie es mir geht und
was ich gerade beabsichtige. Der Philosoph Martin Buber hat sogar gemeint, dass die allermeisten
Konflikte dadurch entstehen, „…dass wir nicht sagen, was wir meinen und nicht tun, was wir sagen.“
Marshall B. Rosenberg plädierte dafür, das Verb „sein“, wie z.B. „du bist gut, schlecht, richtig, falsch“
gedanklich aus unserer Sprache zu streichen: „Man kann Menschen in keine Schublade mehr stecken,
wenn man das Verb "sein" wegnimmt.“ Um dennoch sinnvoll miteinander zu reden, ist es notwendig zu
klaren Beobachtungen zu kommen, also darüber zu reden, was wir sehen, hören, wahrnehmen, was
der andere tut oder getan hat. Rosenberg kommt damit dem Gedanken des Zen sehr nahe, dass wir
keinen eigenen Wesenskern haben, den man als ein eigenständiges „Ich“ bezeichnen kann. Buddha hat
durch seine Meditation erfahren und herausgefunden, dass das, was wir mit „Ich“ oder „Du“
bezeichnen, immer ein Gedanke ist, eine Interpretation der Wirklichkeit. Er lehrt die Nichtexistenz eines
festen Selbst.
Die Menschen, mit denen ich arbeite, lade ich dazu ein in der Zen Meditation zu erfahren, wie sie den
nicht endenden Strom des inneren Dialogs genauer kennen lernen und verstehen können. In
freundlicher und uns zugetaner Weise können wir in verschiedenen Übungen unseren urteilenden Geist
transformieren. Wenn wir unserem urteilenden Geist zuhören, können wir z. Bsp. Formen der
Selbstbeschuldigung, der Verurteilung, der Zuweisung einer Opferrolle für uns selbst erkennen und
verändern. Wir kommen damit in eine unterstützende und verbindende Kommunikation mit anderen
und mit uns. Wenn wir dieses Training bei uns selbst begonnen haben, werden wir mehr und mehr
auch für unsere Umwelt hilfreich sein. Wir lernen Wachstumsprozesse zu unterstützen, die zu mehr
Lebendigkeit und empathischem Kontakt führen.
Die Verbindungen zwischen GFK und Zen, die ich bisher herausgefunden habe, erfüllen mich mit tiefer
Freude und Demut und ich möchte sie mit anderen teilen und weiter entwickeln.
Kurt Südmersen
www.zen-kreis-bad-oeynhausen.de
www.orca-institut.de