Was ist Zen ?
Geschichte des Soto von KyuSei
Vortrag „Geschichte des Soto“,
gehalten von KyuSei Roshi
anlässlich des Schüler/innentreffens der Sei-Sui-Zendo
am 27. 5. 2000 in der Altbäckersmühle
Tatsächlich ist es so, dass die Geschichte des Soto in diesem groben Überblick, nur an Personen,
sprich Patriarchen, aufgezeigt werden kann. Dies hat zwei Gründe: einmal geht es hier nicht um eine
wissenschaftlich tiefschürfende Darstellung, zum andern aber auch deshalb, weil die Zen-Geschichte
immer eine Geschichte der Übertragungen ist und dies gilt sowohl in geschichtlicher als auch
spiritueller Hinsicht.
Die Traditionslinie beginnt zwar mit dem historischen Buddha Siddhartha Gautama, geb. 563 v.Chr.,
jedoch werden in alten hinayanistischen Texten 6 Buddhas aus früheren Weltzeitaltern namentlich
erwähnt.
Im Lexikon der östlichen Weisheitslehren werden 13 weitere Buddhas erwähnt. Andere Texte sprechen
von 28 weiteren Buddhas in früheren Weltzeitaltern, die dem historischen Shakyamuni vorausgingen.
Von Siddhartha aus beginnt die Traditionslinie in Indien. Ein wichtiger Einschnitt ist die große Gestalt
des Bodhidharma, dem 28. Patriarch der indischen Linie, der dann der 1. Patriarch in China wurde.
Der Überlieferung nach soll er im Jahre 520 n.Chr., also 1000 Jahre nach Shakyamuni-Buddha, nach
China gekommen sein. Er ließ sich nieder im Shao-lin Kloster, heute noch berühmt durch seine
Kampfkünste und man vermutet, daß diese auf Bodhidharma zurückgehen, möglicherweise auch das
Bogenschießen. Nach 9 Jahren unerschütterlichen Sitzens zur Wand fand er seinen ersten Schüler, der
dann zum 2. Patriarchen wurde.
Die Form der meditativen Praxis, die Bodhidharma lehrte, war noch ganz in dem ind. Buddhismus
begründet. D.h. tradierte Sutras des Mahayana-Buddhismus. Das typische chin. Zen, das erst aus der
Verschmelzung des von Bodhidharmas Tradition und dem bodenständigen Überlieferung außerhalb der
orthodoxen Lehre" bezeichnet wird, entwickelte sich erst mit Hui-Neng, dem 6. Patriarchen des chin.
Zen und den großen Zen-Meistern der T´ang Zeit. Von ihm, also Hui-Neng, stammt das berühmte
Sutra des sechsten Patriarchen. Wir befinden uns jetzt im Jahr 638 bis 713.
Einen wichtigen Einschnitt gab es in der 3. Generation nach Hui-Neng. Hier entstehen die zwei
Hauptlinien des chinesischen Zen, die bis heute erhalten geblieben sind.
Im Mittelpunkt dieser Bewegung stehen Ma-tsu geb. 709 und Shih-t´ ou, geb. 700. In den Chroniken
heißt es: "Westlich vom Fluß ist der "Große Einsame" (Matsu) der Meister, südlich vom See ist
"Steinkopf" Shih-t´ou) der Meister. Das Volk strömt in Scharen dorthin. Wer die zwei großen Meister
nicht sah, ist ein Unwissender."
Mat-su ist die Gründergestalt der späteren Rinzai-Schule. Er hat vielleicht als einer der Ersten das
Andonnern angewandt und das Paradoxe mit Grobheiten vermischt.
Shih-t´ou ist die Gründergestalt des Soto. 700-790. Er zeichnet sich aus durch scharfe Intelligenz und
ruhige Selbstsicherheit. Die Legende läßt ihn beim Tod Hui-Nengs im Jahr 713 anwesend sein. Mit 28
Jahren empfing er die Mönchsweihe. Sein Meister sagte als Shih-t´ou einige Zeit bei ihm übte: "Ich
habe viel gehörntes Vieh, aber ein Einhorn genügt". Er erhält das Dharma-Siegel und baute seine
Hütte auf einem breiten flachen Stein, darum sein Name Steinkopf, jap. sekito, mit diesem Namen ist
er in die Zen- Geschichte eingegangen. Einsam meditierend, sich einer wachsenden Schar von
Schülern kaum erwehren könnend, lebte er 23 Jahre in der Berghütte, bis er 764 in ein neues
Zentrum zog. Sein Ruhm strahlte weit hin und zog viele Jünger an. Er soll später nochmals zu seinen
geliebten Bergen zurückgekehrt sein, wo er hochbetagt verstarb.
Der Schwerpunkt seiner Lehre: "Der Geist ist gleich dem Buddha. Geist, Buddha, Lebewesen, Weisheit
und Trübungen sind nur dem Namen nach verschieden, aber im Wesen eins. Die Natur kennt weder
Aufhören noch Beständigkeit, weder Befleckung noch Reinheit, sie ist still und ganz, profan und heilig
sind gleich."